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18. September 2019

Der seltenste Erstdruck eines Werkes von Stefan Zweig - aus dem Besitz von Gisella Selden-Goth

 Zweig, Stefan (1881-1942). Schachnovelle. Buenos Aires, Janos Peter Kramer, 1942. 8°. 97 Seiten, 1 Blatt. Braunes Originalleinen mit Rücken- und Deckeltitel. 

€ 9000,- 

Die überaus seltene Erstausgabe, in der noch selteneren römisch nummerierten Variante: Nr. XLIV von 50 römisch nummerierten Exemplaren.

Die nicht bis ins letzte Detail geklärte Druckgeschichte der "Schachnovelle", Zweigs letztes Werk vor seinem Freitod, geht von zwei Varianten der Erstausgabe aus. 250 broschierte Exemplare erschienen 1942 im Verlag "Pigmalión Bs. Aires", 50 Exemplare erschienen in Leinen gebunden bei "Janos Peter Kramer Buenos Aires". Dementsprechend heißt es im Impressum der vorliegenden Ausgabe: "Fünfzig Exemplare in Leinen gebunden tragen die Nummern I-L, zweihundert fünfzig Exemplare auf Offset C Papier gedruckt tragen die Nummern 1 bis 250". Beide Drucke wurden vom selben Stehsatz gedruckt, nur die Verlagsangabe wurde verändert. Bei der Pigmalion Ausgabe findet sich auf Seite [6] der Vermerk "Copyright by Verlag Pigmalion 1942", der bei der Ausgabe Kramer fehlt. Als Druckdatum ist auf der letzten Seite [99]  bei beiden Ausgaben genannt: "Buenos Aires, am 7. Dezember 1942". Manche Experten glauben aber, die hier vorliegende Leinenausgabe sei sogar noch vor der broschierten ausgegeben worden. Zweig jedenfalls hatte noch kurz vor seinem Tod am 23. Februar 1942 vier Typoskriptabschriften an verschiedene Verleger versandt.

János Peter Kramer, 1904 in Nürnberg geboren, wanderte 1929 nach Buenos Aires aus, wo er ab 1932 als Buchhändler, Verleger und Galerist tätig wurde. Als Verleger gab er bibliophile Kleinstauflagen heraus. 1940 schloß er Bekanntschaft mit  Stefan und Lotte Zweig sowie deren Verleger Alfredo Cahn. - Die in nur 50 Exemplaren ausgegebene Leinenausgabe der berühmten "Schachnovelle" ist der seltenste Erstdruck eines Werkes von Stefan Zweig. In deutschen Bibliotheken findet sich von dieser Leinenausgabe bei Kramer nur ein einziges Exemplar (im Exilarchiv der DNB Frankfurt). - Exilarchiv 6849. Klawiter 187. Vgl. Elke Rehder, Anmerkungen zur Schachnovelle, in: Aus dem Antiquariat, Heft 6, 2014, S. 273-79.


Innendeckel mit (musikalischem) "Ex libris Gisella Selden-Goth". Die Musikschriftstellerin, Komponistin und Musikautographen-Sammlerin Gisella Selden-Goth (1884-1971) lernte Stefan Zweig bei den Salzburger Festspielen kennen. 1923-38 lebte sie in Florenz, danach in New York. Stefan Zweigs Briefe an sie veröffentlichte sie 1964 ("Unbekannte Briefe aus der Emigration an eine Freundin"). - Dieses Exemplar war zuletzt 1988 im Handel. - Nach unserem erfolgreichen Verkauf der Nr. II dieses überaus seltenen Werkes ist uns überraschenderweise das vorliegende Exemplar angeboten worden.  (52392)